Gemeinsam mit dem kleinen Globetrotter stehen wir vor dem Schulhaus in Savognin. Er und ganz viele weitere Kinder haben zwei Reihen gebildet. In der Mitte steht ein älterer Junge mit einem Holzstock in der Hand. Er hat einen schwarzen Bart aufgemalt und plötzlich beginnt er, seinen Stock auf und ab zu bewegen. Das ist der Startschuss! Jetzt schütteln die Kinder mit aller Kraft ihre mitgebrachten Glocken. Es ist 1. März in Savognin und der Calonda Mars wird gefeiert. Ein beeindruckender Brauch, der den Winter vertreiben soll. Ich war diesen Winter mit meinen zwei Globetrottern in der Ferienregion Savognin, Bivio und Albula unterwegs und wir durften am Calonda Mars teilnehmen.
Calonda Mars Savognin: Woher stammt dieser Brauch
Der Winter in der Schweiz dauert lange und unsere Berge sind normalerweise von Oktober bis März mit Schnee bedeckt. Kein Wunder, hat unser Land so viele verschiedene Bräuche, um den Winter zu vertreiben. Ich kenne das Vertreiben aus meiner Kindheit mit dem Verbrennen des Funkens. Dimitri von newlyswissed weiss noch von ein paar weiteren Schweizer Bräuchen. Im Kanton Graubünden ist es der Calonda Mars.
Dieser alte Brauch wird auch Chalandamarz genannt und jedes Jahr am 1. März gefeiert. Er soll dem Winter den Garaus machen.
Sein Ursprung reicht bis in die Zeit der Römer zurück, die das Neujahrsfest an diesem Tag feierten. Am Umzug wird Geld gesammelt, das in die Schulkasse geht. Das bekannte Schweizer Kinderbuch “Schellen-Ursli” hat den Calonda Mars bekannt gemacht. In der Geschichte macht sich der Ursli auf die Suche nach einer grossen Glocke für den Umzug. Der Brauchtum des Chalandamarz wird vor allem im Engadin und im Val Müstair gefeiert. Aber auch andere Orte kennen den Brauch, wie zum Beispiel Savognin, wo wir mit dabei sind.
Calonda Mars Savognin: Die Vorbereitung
Am Vorabend des Calonda Mars in Savognin erhält unser kleiner Globetrotter seine Ausrüstung für den Umzug: Es ist eine blaue Sennenbluse und eine Glocke. Die Schuldkinder schmücken die Glocken für den Calonda Mars mit Papierblumen. Diese basteln sie als Vorbereitung auf den schönen Umzug. Der kleine Bündner ist ganz stolz und bereit für seinen ersten Calonda Mars.
Calonda Mars Savognin: Besammlung beim Schulhaus
In diesem typischen Calonda-Mars-Look laufen wir ins Dorfzentrum zum Schulhaus. Von überall her hören wir bereits Glockengeläut, denn die Kinder strömen aus allen Ecken Savognins zu diesem Sammelpunkt. Jedes Kind hat seine geschmückte Glocke mitgebracht. Einige Glocken weisen eine imposante Grösse auf und werden mit grosser Freude präsentiert.
Calonda Mars Savognin: Der Umzug startet
Jetzt wird der Umzug gebildet! Früher waren in Savognin nur die Jungen am Umzug mit dabei, heutzutage herrscht Gleichberechtigung und auch die Mädchen dürfen mitlaufen. Allen voran geht ein Wagen mit Fuhrmann und Kühen aus Schulkindern, an denen kleine Glocken befestigt sind. Gefolgt wird der Wagen von einem Jungen in weissem Gewand.
Dann kommen die anderen Kinder, die von älteren Jungs in zwei Reihen positioniert werden.
Jetzt beginnen die Jungen in der Mitte der Kolonne ihren Holzstock auf und ab zu bewegen. Das ist der Startschuss für alle Kinder, ihre Glocke kräftig zu schütteln.
Das beeindruckende Läuten dauert einige Minuten. Die grösseren Jungen in der Mitte rennen die Kinder von links nach rechts ab und heizen das Geläut mit den Stecken an. Dann geht der Marsch durch das Dorf los.
Calonda Mars Savognin: Der Weg durchs Dorf
In der Kolonne laufen die Kinder nun mit ihren Glocken durch den alten Dorfkern von Savognin. Überall am Strassenrand stehen Zuschauer und begrüssen die Kinder. Bevor es den Berg hinauf geht, gibt es nochmals einen Stop. Die grossen Jungs in der Mitte heizen ein weiteres Mal mit ihrem Stock das Glockengeläut an. Dann geht es weiter. Beim Brunnen oben am Berg gibt es eine Pause. Die Schulkinder legen die grossen schweren Glocken zur Seite und trinken ein Schluck Wasser vom Brunnen.
Die älteren Jungs rauchen hier eine Zigarette. Die kleineren Kinder müssen sich mit einer Kaugummizigarette begnügen. Ein lustiger Brauch!
Die Glocken werden wieder umgehängt und es geht weiter. Bevor es wieder den Berg hinunter geht, gibt es aber zuerst noch einmal ein grosses Glockengeläut von allen Kindern des Calonda Mars.
Ein weiterer Stop mit viel Lärm wird wenig später beim Dorfbrunnen in der Ortsmitte eingelegt. Der Tourismusverband serviert kostenlos selbstgemachte Guetzli und feines Birnenbrot. Dazu gibt es einen warmen Punsch. Sehr fein! Frisch gestärkt wird jetzt auch auf der anderen Seite des Dorfs der Winter mit dem Calonda Mars ausgiebig vertrieben.
Calonda Mars Savognin: Unser Fazit
Für mich und meine Familie war die Teilnahme am Calonda Mars ein grossartiges Erlebnis, das wir nicht vergessen werden. Es ist toll, dass dieser Brauch auch heute noch mit vollem Elan von den Schülern praktiziert wird. Falls du also am 1. März in Savognin oder einem anderen Ort in Graubünden bist, kann ich dir diesen Event sehr empfehlen. Er wird in jedem Ort etwas unterschiedlich gefeiert, macht aber bestimmt überall grossen Spass.
Warst du auch schon am Calonda Mars mit dabei? Hat dir dieser Brauch auch so grossen Spass gemacht? Wie immer freue ich mich über deinen Kommentar!
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Viel Spass am Calonda Mars,
deine Travel Sisi
Hinweis: Graubünden Ferien und die Ferienregion Savognin Bivio Albula haben uns nach Savognin und zum Calonda Mars eingeladen. Herzlichen Dank dafür! Du kannst aber natürlich trotzdem sicher sein, dass dieser Bericht meiner persönlichen Meinung und Begeisterung entspricht.
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