Die letzten Wochen bin ich aufgestanden und habe als erstes auf meinem Handy die News gelesen. Ganz oft habe ich mich gefragt, ob ich in einem Film bin. Genau so kommt es mir mit dieser Coronakrise vor. Unsere ganze Welt hat sich von einem Tag auf den anderen verändert. Die Bilder, die ich aus den überfüllten Spitälern sehe, machen mir grosse Angst. Zudem hat sich vieles, das für uns selbstverständlich und normal war, einfach so in Luft aufgelöst. Die Tourismusindustrie, in der ich selber tätig bin, ist zum Stillstand gekommen. Geblieben sind in geparkte Flugzeuge auf Flugplätzen und viel Administrationsaufwand dank Stornierungen und Umbuchungen. Aber auch viele andere Industrien sind von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen. Kurzarbeit ist in vielen Unternehmen die Lösung, um diese Krisensituation hoffentlich irgendwie zu überstehen.
Die Coronakrise ist wirklich schrecklich und all dieses Negative bereitet mir grosse Sorgen.
Und doch sehe ich auch das Positive, das die Coronakrise mit sich bringt. Falls du es momentan noch nicht so siehst, teile ich in diesem Artikel gerne meine Gedanken mit dir. Setz dich also in deinen Liegestuhl und lass dich von diesen positiven Aspekten der Krise hoffentlich ein wenig aufmuntern.
Natur erholt sich
Strände ohne Menschen. Ein knallblauer Himmel ohne Kondensstreifen. Keines der vielen Flugzeuge, die normalerweise jeden Tag über unsere Köpfe fliegen, ist in Sichtweite. Städte ohne Kreuzfahrtschiffe und damit ohne Massen von Touristen, die nur für wenige Stunden die Sehenswürdigkeiten belagern. Menschenleere Landschaften, die genug Platz haben, um ihre Schönheit zu entfalten. Vieles davon können wir mit den Ausgangssperren, die wir in den meisten Ländern aktuell haben, zwar nicht selber sehen, aber wir lesen und sehen davon im Internet.
Es wird dort auch über die schönen Symptome berichtet, die diese spezielle Menschenleere plötzlich bewirkt.
Tiere, die sich normalerweise nicht zeigen, trauen sich jetzt dank der ungewöhnlichen Ruhe wieder hervor. Es werden Delfine gesichtet in der Bucht von Port Soller in Mallorca oder auch an der Küste von Triest in Italien. Die Bärenpopulation im im Yosemite-Nationalpark hat sich in den letzten Wochen vervierfacht. Dank der klaren Luft können die Inder seit langer Zeit wieder den Himalaya in der Ferne sehen. In Wales wurde eine Herde Ziegen mitten im Dorf gesichtet. Zu gerne würde ich auch das klare Wasser mit eigenen Augen sehen, dass es in der Lagunenstadt Venedig momentan gibt.
Schön, dass sich dieser Stillstand so positiv auf die Natur auswirkt.
Der Tourismus steht still
Bevor der Coronavirus unser aller Reisefieber gebrochen hat, war es wichtig, möglichst viel von dieser Welt gesehen zu haben. Es wurde immer schwieriger, noch Destinationen zu finden, die authentisch und nicht vom Massentourismus überrannt waren. Kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist in den letzten Jahren so rasant explodiert wie der Tourismus. Da ich dich als Reiseblogger natürlich zum Reisen animiere, habe ich vielleicht auch selber einen klitzekleinen Beitrag zu diesem globalen Reisephänomen beigetragen habe. Das hat mich die letzten Monate schon ziemlich genervt.
Auf der Suche nach besonderen Destinationen und Unterkünften musste ich jeweils viel Zeit in meine Reiseplanung investieren, denn der Massenourismus hat leider schon fast jeden Winkel unserer schönen Welt erobert.
Besonders auffallend fand ich diese Problematik bei meinem letzten Städtetrip nach Porto. Um noch etwas Authentik zu finden, bin ich daher oft antizyklisch gereist. Deshalb habe ich die Azoren im Winter besucht und bin im Sommer statt standardmässig in den Süden in den Norden nach Wales und nach Estland gereist. In speziellen Unterkünften habe ich auch nichts gemerkt vom Massentourismus. Und in Porto habe ich die frühen Morgenstunden genutzt, um die schöne Stadt doch noch ein wenig für mich alleine zu haben.
Die Coronakrise hat dem Massentourismus von einem Tag auf den anderen ein Ende bereitet. Die meisten Grenzen sind geschlossen.
Obwohl das für die Branche natürlich schlimm ist, wäre es schön, wenn diese Auswirkung der Coronakrise noch etwas länger anhalten kann und sich der Tourismus erst wieder langsam und nachhaltig erholen wird. Auf diese Weise würde der eine oder andere Traumstrand noch etwas länger menschenleer bleiben und vielleicht könnte auch wieder mehr Authentik in viele überrannte Destinationen zurückkehren.
Vielleicht machst du dir in dieser Reiseauszeit auch deine Gedanken und wirst deinen Reisestil etwas ändern? Wie in meinem Jahresrückblick 2019 bereits angekündigt, hat mich dieses Thema die letzten Monate sehr beschäftigt. Meine Reisepläne für 2020 waren deshalb bereits etwas angepasst und ich wollte versuchen, die Anzahl meiner Flugreisen zu reduzieren und stattdessen meine nähere Umgebung besser kennen zu lernen. Schöne Radtouren, gemütliche Wandertrips und spannende Zugreisen waren hauptsächlich für die kommenden Monate in Planung.
Diese Coronakrise gibt der Tourismusbranche die Chance auf Nachhaltigkeit und uns die Möglichkeit, unseren Reisestil neu zu überdenken.
Zu Hause schätzen
Mein Pass, der bisher immer überall auf der Welt gut angekommen war, ist derzeit mit der hohen Infektionsrate, die wir hier haben, fast nirgendwo mehr willkommen. Sowieso kommen wir ja alle durch die Grenzschliessungen nicht mehr weit und so bin also auch ich mit meiner Familie zu Hause. Unser Wohnort ist Maienfeld im Schweizer Kanton Graubünden. In diesem hübschen Städtli, das du vielleicht aus der Heidi-Geschichte kennst, wohne ich bereits seit über zwei Jahren.
Ich kenne mich hier ziemlich gut aus, aber erst jetzt in dieser Corona-Auszeit lerne ich den Ort und die Umgebung noch besser kennen.
Und ich schätze mein Zuhause auch so richtig. Und zwar so, wie noch nie zuvor. Zum ersten Mal bin ich froh, dass ich nicht auf Reisen war als das Coronavirus in der Schweiz ankam. Ich musste nicht stundenweise mit Airlines telefonieren und auch nicht tagelang auf einen Rückflug bangen wie viele andere, die noch irgendwo unterwegs waren oder immer noch sind. Ich bin so froh wie noch nie, dass ich in einem Land zu Hause bin, in dem das Gesundheitssystem gut ist und der Staat Entschädigungen zahlen kann, wenn das reguläre Einkommen plötzlich nicht mehr da ist. Und ich bin auch sehr froh, dass wir hier ein Haus mit Garten und mehr als genug Platz für uns drei haben. Zudem ist der nächste Wald und die Natur nur wenige Schritte entfernt.
Schön, dass ich dank Corona mein Zuhause noch mehr schätzen lerne.
Neues lernen
Nein, keine Angst, ich habe mich nicht hingesetzt in dieser speziellen Situation und mir etwas Neues beigebracht. Ich denke, wir haben alle bereits mehr als genug geleistet, wenn wir diese Koronakrise einfach durchstehen.
Trotzdem lernt mir diese Krise auch ohne mein Zutun etwas ganz Neues. Und zwar planlos zu sein.
Die nächsten Monate sind bei mir normalerweise immer ziemlich durchgeplant. Ich fühle mich einfach nicht wohl, wenn ich keine Reise vor mir habe. Ich mag es nicht, wenn ich nicht weiss, was die kommenden Wochen geschieht. Manchmal ist es sogar bereits schlimm für mich, wenn ich nur ein Wochenende nicht weiss, was ich mache. Und jetzt? Alles anders und keine Pläne, da niemand weiss, wie lange uns der Coronavirus zum Zuhause bleiben zwingt. Die ersten Tage hat mich das richtig gestresst und nervös gemacht. Jetzt merke ich, dass ich mich daran gewöhnt habe und jeden Tag so nehme, wie er kommt. Und auch die Zukunft lasse ich für einmal einfach auf mich zukommen.
Wunderbar, wie ich aus dieser Krisensituation etwas Neues lernen kann.
Menschen kommen sich näher
Weil wir jetzt fast alle zu Hause sind, sehe ich meine Nachbarn noch nie so oft wie in den letzten Tagen. Bei mir ist Home Office etwas Alltägliches. Die meisten meiner Nachbarn hetzen aber normalerweise bereits frühmorgens los zur Arbeit und kommen erst spät am Abend wieder zurück.
In dieser Notsituation haben wir jetzt oft Zeit für einen Schwatz durch das offene Küchenfenster oder über den Gartenzaun hinweg.
Ich freue mich, meine Nachbarschaft endlich besser kennen zu lernen. Schön ist auch, dass man sich in dieser Krisenzeit gerne aushilft. Ich wurde bereits mit schönen Tulpen beschenkt und habe Gartensetzlinge erhalten. Ich kann dafür meistens mit Lebensmittel aushelfen, denn unser Kühlschrank ist immer gut gefüllt.
Diese Nächstenliebe in dieser Krisenzeit ist toll.
Kreativität wird gefördert
In meinem Nachbarort gibt es einen Metzger, der sich mit einem Bäcker zusammengeschlossen hat, um einen Lieferservice für den Grundbedarf anbieten zu können. Mein Kühlschrank enthält manchmal nicht mehr genau das, was mein Rezept verlangt. Früher wäre ich in dieser Situation einfach noch schnell zum Supermarkt gefahren. In der aktuellen Notsituation improvisiere ich einfach ein wenig und das Resultat ergibt manchmal sogar noch etwas viel Besseres. Das Angebot an spannenden Online-Videos wächst in dieser Coronakrise täglich. Eine Bekannte macht neu Yoga-Videos für Kinder in ihrem Wohnzimmer zu Hause. Bekannte Melodien werden mit kreativen und zur aktuellen Situation passenden Texten neu vertont. Das Fitness-Studio in meiner Nachbarschaft bietet alle Lektionen per Livestream auch Nicht-Mitgliedern an. Wir stellen unser Zelt im eigenen Garten auf als sonst wie üblich auf dem Campingplatz.
Genau diese Kreativität habe ich in meiner alten Heimat Südafrika immer so geschätzt. Weil dort die Menschen viel weniger haben, haben sie gelernt, aus dem Wenigen viel zu machen. Hier in der Schweiz habe ich das all die Jahre vermisst. Die meisten Menschen sind hier im Alltag viel zu sehr damit beschäftigt, schnell und möglichst viel Geld zu verdienen. Jeder hatte genug Einnahmen und war nicht unbedingt auf seine Kreativität angewiesen.
Wunderbar, dass die Coronakrise versteckte Kreativität wieder hervorbringt.
Zeit für sich und seine Gedanken
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal in meinem Liegestuhl im Garten gelegen habe. Einfach so und einfach ohne etwas zu tun. Dank Corona habe ich dazu jetzt öfters mal Zeit, denn viele für uns alltägliche Abklenkungen sind einfach von einem Tag auf den anderen weggefallen. Manchmal kommt mir diese Situation vor wie in einem Yoga-Retreat oder in einer Ayurveda-Kur. Mit dem Unterschied, dass ich für diese Auszeiten Geld bezahlt habe.
Dieses Nichtstun, dieses einfache Indentaghineinleben und diese Entschleunigung geniesse ich in vollen Zügen.
Ich schäme mich auch nicht, denn es geht uns ja fast allen gleich. Bereits die Hälfte der Weltbevölkerung soll sich derzeit im Lockdown befinden.
Endlich schaffe ich es auch jeden Tag, meine Meditationsapp zu öffnen. Es sind jedes Mal nur 7 Minuten. Aber ehrlich gesagt, habe ich mir in den letzten Monaten nicht einmal diese Zeit geopfert.
Toll, dass dank Corona das Nichtstun plötzlich erlaubt ist.
Entspanntes Einkaufen
Dank dem Tröpfchensystem, das hier und in vielen Ländern in den Supermärkten Pflicht ist, schiebe ich meinen Einkaufswagen momentan fast immer alleine durchs Regal. Um den kleinen Globetrotter nicht unnötig zu gefährden, gehe ich jetzt auch immer alleine einkaufen und lasse ihn zu Hause bei Papa. Während ich früher noch ziemlich ungeplant im Laden unterwegs war, bin ich jetzt gut organisiert mit Einkaufsliste unterwegs, damit ich auch wirklich alles kaufe, was wir für die ganze Woche brauchen.
Das Ergebnis ist ein sehr entspanntes und speditives Einkaufserlebnis ohne jeglichen Stress, das Corona möglich macht.
Zeit als Familie
Das Beste, was der Coronavirus mit sich bringt, ist für mich definitiv die Zeit, die er uns mit unserer Familie schenkt. Endlich können wir es uns gemeinsam gemütlich machen und all die Dinge machen, für die normalerweise keine Zeit ist in unserem hektischen Alltag. Ich lass mich zum Beispiel einfach mal im Garten vom kleinen Globetrotter bekochen und staune, was er mir auf einem Stück Baumrinde Schönes zaubert.
Genau das, was uns also viele Ratgeber schon seit Ewigkeiten vorschlagen, ist jetzt da und wir können es in diesem Lockdown zu Hause geniessen.
Falls du noch etwas ideenlos bist und nicht weisst, wie du den Tag mit deinem Kind rumkriegst, habe ich dir hier ein paar prima Inspirationen zusammen gestellt.
Schön, dass uns Corona endlich die lang ersehnte gemeinsame Zeit und die Entschleunigung schenkt.
Und jetzt bist du dran! Hast du noch mehr Positives, das diese Krisensituation neben all dem vielen Negativen mit sich bringt? Wie immer freue mich mich sehr, wenn du mir und den anderen Lesern einen Kommentar hinterlässt.
Bleib gesund und konzentriere dich auf das Positive,
deine Travel Sisi
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Sarah sagt
Phu, also ich kann das Wort “Entschleunigung” im Zusammenhang mit dem Lockdown nicht mehr hören. Wir sind zu viert in einer Stadtwohnung, mit zwei kleinen Kindern die nicht mehr in die Kita gehen. Und gleichzeitig sollen wir Homeoffice machen…. Alle die selber Kinder haben wissen, dass das unmöglich ist. Es ist nervenaufreibend und frustrierend. Und hat definitiv nichts mit Entschleunigung zu tun, sondern mit Überleben. Ich arbeite jetzt viel mehr als zuvor, habe keine Freizeit und Entschleunigung ist ein Fremdwort.
Wenn die Kinder wieder in der Kita sind, sieht das dann natürlich alles anders aus. Dann ist Homeoffice toll und produktiv. Und ich kann nebenbei den Balkon bepflanzen, Yoga machen, Brot backen und Japanisch lernen. Was sonst alle im Homeoffice machen…;-)
Aber natürlich gibt es auch positive Dinge. Wie dass die Tierwelt endlich ihre Ruhe hat oder der Massentourismus endlich zum Stillstand gekommen ist. Schauen wir mal, wie es damit “danach” weitergeht…. Ich bin gespannt!
Travel Sisi sagt
Hallo liebe Sarah
Vielen Dank für deinen Kommentar und den Einblick in deine Situation mit Corona. Ich glaube mit zwei kleinen Kindern ist es an und für sich ziemlich anstrengend, ob mit oder ohne Corona. Zudem habe ich wahrscheinlich auch den Vorteil, dass ich schon mehrere Jahre im Home-Office tätig bin und das bei mir sehr eingespielt ist. Haus und Garten macht die Situation bestimmt auch um einiges einfacher.
Ich hoffe für euch, dass ihr es trotzdem schafft, etwas Ruhe in diese Krisenzeit zu bringen. Ich bin ebenso gespannt, wie es mit der Natur und der Umwelt weitergeht und ob die aktuelle Auszeit für die Regeneration etwas nützt und wir die Auszeit als neue Chance sehen.
Ganz liebe Grüsse
Esther aka Travel Sisi